Toulouse liegt im Süden Frankreichs und gilt als Zentrum der Gehörlosen in Frankreich, da es dort, anders als im Rest des Landes, viele Schulen und Universitäten mit Angeboten für Gehörlose gibt.
Deshalb machten wir uns am 24. September 2018 in aller Frühe auf, um in 6 Tagen Toulouse, la ville en rose (die „rosafarbene Stadt“) und die dortige Gehörlosenkultur zu entdecken. Ermöglicht wurde die Reise durch das deutsch-französische Jugendwerk (DFJW) und die Organisation ROUDEL, die schon seit vielen Jahren europäische Jugendbegegnungen unterstützt.
Nach langer Flugreise mit Umstieg in Madrid kehrten wir gut gelaunt in unserer Unterkunft ein, wo jedoch gleich Unruhe aufkam: französische Verhältnisse und auch die Sitte, Wasser aus der Leitung zu trinken, waren einigen Schüler*innen sehr fremd. Aber diese Sorgen waren schon am nächsten Tag mit Beginn unseres Programms vor Ort verschwunden. Wir starteten jeden Morgen mit einer „Sprachanimation“, um spielerisch neue Wörter und Eigenarten der französischen Sprache kennen zu lernen. Nachmittags fuhren wir nach Toulouse, machten dort z.B. eine Stadtrallye oder drehten in einem Videoworkshop Videos über die Stadt. Das tolle Ergebnis ist in den Videos rechts zu sehen.
Weiterhin besuchten wir auch gehörlose Franzosen an ihrem Arbeitsplatz: eine Hälfte der Gruppe besuchte Jérémy, der im Rathaus von Toulouse arbeitet. Die andere Gruppe ging zu dem Buchladen „L’oui-Lire“, der von gehörlosen Franzosen geleitet wird und Bücher für und auch von Gehörlosen anbietet. Dann eine riesige Überraschung: ein ehemaliger Schüler des RWB, Max Koch, der mittlerweile in Frankreich lebt, kam zufällig in den Laden und erzählte noch einiges über die französische Gehörlosen-Community.
Highlight der Reise waren jedoch mehrere Treffen mit einer studentischen Gruppe gehörloser Franzosen („Etudiant‘S 31“). Unsere vorherigen Ängste wurden schon beim ersten Treffen in Luft aufgelöst: Nach kurzer Zeit fingen alle Schülerinnen und Schüler an, mit den Franzosen zu kommunizieren, sei es auf ASL oder mit „Händen und Füßen“ in einer Mischung aus deutschen und französischen Gebärden.
Alle Begegnungen waren ausgelassen und interessant, man tauschte sich sehr rege aus und es wurden viele Kontakte geknüpft.
Mit all diesen vielen neuen Eindrücken traten wir am 29. September unseren Rückflug an und schafften es doch tatsächlich, in zehn (!!!) Minuten von einem Ende des Flughafens in Madrid zum anderen zu rennen und unseren Anschlussflug noch zu erreichen.
(Verfasserinnen des Originaltexts: Nathalie Ziehm und Juliane Toepler)