Am 11. April 2024 starteten 15 tapfere Schüler:innen der HAE 2-1, HAW 2-1 und HFS 2-1 nebst Frau Kiwitt und Frau Kellner vom Ruhrgebiet aus gen Berlin. Um 6:23 Uhr startete der ICE, wir alle waren pünktlich an Bord, Ziel war das Jüdisches Museum Berlin JMB. Leider erfüllte die Deutsche Bahn alle Erwartungen, sodass wir 75 min verspätet in Berlin eintrafen – mit Freigetränk im Gepäck, immerhin.

Schnurstracks ging es zum JMB. Empfangen wurden wir von Mark Zaurov. Er ist tauber Historiker und forscht zum Thema „Taube Jüd:innen während des Nationalsozialismus“. Er führte uns durch wichtige Stationen des Museums. Allein das Gebäude selbst war für uns sehr beeindruckend. Der „Garten des Exils“ mit seinen Betonpfeilern und unebenem Boden löste bei uns schon ein Gefühl des Unwohlseins aus. Das wurde übertroffen im „Holocaust Turm“. Eng und dunkel und kalt war es dort und wir hatten alle sofort eine Gänsehaut. Das Gefühl der Hoffnungslosigkeit der Jüd:innen in den Viehwagons während der Deportation konnten wir etwas besser nachempfinden. Auf vielen weißen Stofftüchern, die von der Decke bis auf den Boden hingen, waren die unzähligen Vorgaben aufgezeichnet, die das Leben von Jüd:innen von 1933-1945 in Deutschland immer mehr einschränkten. Sie durften sich immer weniger frei bewegen, z.B. nicht mehr spazieren gehen oder in einer Gruppe von mehr als 20 Personen sich draußen aufhalten. Das war natürlich besonders für taube Jüd:innen besonders schlimm, denn somit wurde ihnen ihre Gemeinschaft genommen.

Spannend fanden wir auch die Würfelspiele, die die Schritte einer Flucht aus Deutschland in die USA, Niederlande oder Palästina zeigten. Wir waren schnell frustriert und erlebten, dass die Ausreise nur mit viel Glück gelingen konnte.

Im Anschluss an den eindrücklichen Museumsbesuch hielt Herr Zaurov einen Vortrag speziell zu seinem Forschungsthema der tauben Jüd:innen. Er zeigte uns anhand vieler Beispiele das vielfältige Leben der tauben jüdischen Gemeinschaft in Deutschland und speziell Berlin. Schon in den 30er Jahren war die taube Community schon aktiv und setzte sich für eine Anerkennung von gehörlosen Menschen als gleichwertige Mitglieder der Gesellschaft ein, die arbeitsfähig waren. Seine These ist, dass unter den Opfern des Holocaust gerade taube Jüd:innen eine besondere Rolle spielten. Sie mussten, um überleben zu können, nicht nur ihre religiöse, sondern auch ihre taube Identität unterdrücken bzw. verstecken. Wenn beispielsweise im KZ auffiel, dass sie gebärdeten, wurden sie sofort als „lebensunwertes Leben“ ermordet.

Bedauerlicherweise kostete uns die Bahn-Verspätung die eingeplante Führung im jüdischen Viertel. Hier wäre für uns besonders die dort angebrachte Informationstafel zum Gedenken an taube Jüd:innen interessant gewesen, mit einem fest eingebauten Videodisplay, das einen DGS-Vortrag von Herrn Zaurov zum Thema abspielt.

Trotz des DB Chaos ist unser Fazit: es hat sich gelohnt!

Ein großes DANKE geht an den Förderverein des RWB, der diese Exkursion finanziert hat.

 

(Verfasserinnen des Beitrags: Sabine Kiwitt und Melanie Kellner)