Wachsen geht immer

Morgens um 7.40 Uhr an einem grauen Tag am Essener Hauptbahnhof. Eine kleine Gruppe Schülerinnen und Schüler der B2 Klassen Gestaltung und ihre Begleiterinnen treffen sich. Müde Gesichter. Trübe Stimmung.

Zugfahrt nach Wuppertal. Busfahrt in Wuppertal. Immer noch müde, immer noch trübe.

Treffen mit Sascha, unserem Trainer für einen „erlebnispädagogischen Tag“. 8 Stunden im Wald in Wuppertal. (Die Meinungen der Klassen dazu: was ist das? Was soll das? Und wenn es regnet? Muss ich da Eichen suchen? Spiele? Kindisch! Da kann ich dreckig werden?)

Es geht los mit…laufen. In Richtung Wald. Mit Zwischenstopp für erste Erlebnisse.

Sascha fragt: „Wie ist die Gebärde für „Angst“? Wie ist die Gebärde für „Mut“? Wie ist die Gebärde für „Gruppe“?

Sascha gebärdet: „Angst und Mut gehören immer zusammen!“ (Hier? Auf einem Spielplatz? An einer Straße? Angst? Nee…)

Alle stehen im Kreis und halten ein Seil. Ein Schüler und eine Schülerin laufen über das Seil. Sie werden von den anderen gehalten. (Das geht? Mutig! JA!!!)

Weiter laufen zum Wald. (Wo ist der fucking Wald? Gähn – Bäume. Spiele. Langweilig!)

Wir kommen zum Arboretum [= ein Wald mit vielen verschiedenen Bäumen aus der ganzen Welt]. Dort stehen zum Beispiel Mammutbäume – die größten Bäume der Welt. Ein Baum soll so weich wie ein Kissen sein. (Stimmt!)

Wir gehen weiter. Wir müssen hier runter! Das ist tief! (Das geht nicht. ICH? NEEEE!) Abseilen von einem Waldhang. Erste Ausrutscher, dreckige Hosen, dreckige Schuhe, blutige Schrammen und eine Blase. Aber auch: etwas Angst, viel Mut, viel Applaus. Alle haben es geschafft. (Doch nicht so langweilig. Nee, nichts mehr für Kleine!)

Die Kratzer werden versorgt.

Erkunden einer Höhle. Eine Lehrerin zögert. Eine Schülerin nimmt sie an die Hand. Sie gehen zusammen in die Höhle. Es ist stockdunkel, aber am Ende leuchtet ein Licht. (Aufatmen.)

Noch einige weitere Stationen. Dann Mittagessen – Picknick. Jeder hat etwas mitgebracht. Alles war lecker. Gut gestärkt weiter. (LECKER war‘s!)

Nächste Aufgabe: Einen kleinen Berg erklimmen. (Easy!) Doch es kommt noch ein RIESEN-Berg. Da müssen alle hoch. Es gibt einen etwas leichteren Weg hoch. Alle Schülerinnen und Schüler wählen den schwierigen Weg. (Wenigstens probieren!) Es wird hoch gerannt, hoch gerutscht, hoch gefallen, hoch geklettert, mit helfenden Händen, mit helfenden Seilen. Außer Atem! Aber auch: etwas Angst, noch mehr Mut, noch mehr Applaus. (DAS war hoch. Und steil! Geschafft. COOL!)

Und weiter. Zum Ziel. Zwischendurch ein kurzer Schauer.

Holz sammeln für ein Lagerfeuer. Stockbrot-Teig machen. Lagerfeuer unter einer Brücke direkt an der Wupper. Das Wasser rauscht, das Feuer ist heiß, das Brot ist lecker. Endlich sitzen.

Sascha: „Das Beste kommt immer zum Schluss! WER möchte sich von der Brücke abseilen? 7 Meter?“

Vorsichtig über das Geländer. Langsam loslassen, rückwärts abseilen, dann abspringen. Gemischte Gefühle. (Angst! ICH nicht…oder doch…vielleicht…ok! Viel Mut. Boah ey. Geil. Geht das auch vorwärts?)

Auf zur Schwebebahn.

19 Uhr in der S9 , kurz vor Essen: ALLE sind heute gewachsen – denn Wachsen geht immer. ALLE sind stolz. ALLE sind mutig. ALLE sind EINE Gruppe. ALLE sind dreckig. ALLE sind völlig fertig. ALLE sind müde. ALLE sind ca. 24.000 Schritte gelaufen. (Ich kann nicht mehr.)

 

Es war ein toller Tag.​ DANKE an die Schülerinnen und Schüler der Klassen B2 Gestaltung.

 

(Verfasserin des Texts: Lucie Henke)