Seit 2014 organisiert das RWB jedes Jahr einen Deaf Slam Workshop und Wettbewerb in Essen, in enger Kooperation mit dem Jugend- und Freizeitzentrum EMO und unserem Workshopleiter Rafael Evitan Grombelka.

In diesem Jahr war alles anders.

Zunächst hieß es: Workshop und Wettbewerb können stattfinden, aber ohne Zuschauer und mit Einhaltung der Hygiene-Regeln. So haben wir einen großen Raum für den Workshop organisiert und einen Live-Stream vorbereitet.

Dann kam der „Lockdown-light“ im November.

Kann man einen Workshop nur online durchführen? Gebärden, für die man eigentlich ein 3-D-Format braucht, auf einem flachen Monitor betrachten und diskutieren? Wünscht man sich nicht den persönlichen Kontakt und Austausch? Wie soll der Stream funktionieren und wie der Austausch der Jury? Wir haben es trotzdem versucht – und dank des großen Einsatzes aller Beteiligten auch geschafft.

10 Teilnehmerinnen und Teilnehmer unterschiedlichen Alters konnten am Workshop teilnehmen. Sie saßen zu Hause am Monitor in ganz Deutschland und haben den Workshop auf Zoom verfolgt. Alle sind dabei geblieben, haben diszipliniert mitgearbeitet und am Ende auch alle ein Video mit ihrem Stück eingereicht. Man kann sehen, dass in diesem Jahr mehr auf den Unterschied zwischen Poesie und Slam geachtet wurde, kritische Inhalte sind ein Merkmal des Slams. Hier haben sich die Frauen durchgesetzt: Victoria Renner (1. Platz für „Women“) und Daniela-Petra Schlosser (2. Platz für „Schönheitsideal“) kritisieren das Frauenbild der Männer. Johanna Rempel (3. Platz für „C“) beschäftigt sich mit Gewalt und Umweltzerstörung. Einen Sonderpreis gab es jeweils für den 10-jährigen Leon Rempel und den 11-jährigen Romeo Kühn.

Sehr bemerkenswerte Stücke zeigten auch alle anderen, die ebenfalls Preise verdient hätten: Indika („Was bedeutet es für dich, glücklich zu sein“), Sandro („Schmerzen“), Mujib („Ich bin wie eine Blume“), Dominik („Photoapparat“) und Haydar („Ich vermisse dich“).

Für die Jury war das Online-Format vorteilhaft: So waren neben Christine Pfeiffer, Katrin Müller und Lars Grombelka auch Julia Kulda Hroch und Laura Levita Valité aus Tschechien dabei und sogar Aneta Brodski aus New York (die weltweit erste gehörlose Slammerin).

Während des Streams zählte das Moderatorenteam Christian und Simone 550 Zuschauerinnen und Zuschauer, von denen viele ihre begeisterte Zustimmung im Chat äußerten – einen Tag später gab es schon 3.500 Aufrufe.  Auch das ist ein Vorteil des online-Formats: Nie hätten im EMO-Saal so viele Zuschauer*innen Platz gehabt.

Natürlich haben wir auch die gemütliche Atmosphäre vermisst. Aber vielleicht kombinieren wir Live und Online im nächsten Jahr?

Wer’s verpasst hat: Der Wettbewerb vom 28.11. kann online hier geschaut werden:

Link zum Livestream direkt auf Youtube

Link zum Livestream auf dem Youtube-Kanal des Freizeitzentrums EMO

Bericht über den DeafSlam 7 in der DGZ (Deutsche Gehörlosenzeitung), Januar 2021

(Verfasserinnen des Originaltexts: Helga Ulbricht und Christine Pfeiffer)