Am Donnerstag, den  1. September 2022 war das Pädagogische Zentrum am RWB wie schon im April 2019 bis zum letzten Platz besetzt. Gespannt folgten die Schüler:innen und Lehrer:innen den Berichten der nun 98 jährigen Ruth Weiss. In Fürth bei Nürnberg geboren und in einem Dorf in der Nähe aufgewachsen, erlebte sie als jüdisches Mädchen am eigenen Leib wie sich im Jahr 1933 die Stimmung von einem auf den Tag in Deutschland gegenüber Juden änderte. An dem einen Tag war sie noch ein Teil der Klassen- und Dorfgemeinschaft. Am nächsten Tag wurde sie sogar von den besten Freundinnen gemieden. Für arische Deutsche verstoß der Kontakt zu Juden jetzt gegen die guten Sitten.

Während der Flucht nach Südafrika lernten Ruth Weiss und ihre Schwester auf der langen Fahrt mit dem Schiff nach Südafrika viele Mitreisenden kennen. Unter den Mitreisenden waren viele Schwarze. Sie spielten mit den anderen Kindern. Die Hautfarbe hatte keine Bedeutung.

Nach der Ankunft in Johannisburg wurde Ruth und ihrer Familie schnell klar gemacht, dass Weiße gegen die guten Sitten verstoßen, wenn sie im privaten Leben Kontakt zu Schwarzen haben. „Verstoß gegen die guten Sitten“??? Das kannte Ruth Weiß doch schon aus Deutschland! Sie begann sich in Südafrika gegen Rassismus und Diskriminierung einzusetzen. Das wurde ihr Lebensziel, für das sie sich auch heute noch als Zeitzeugin engagiert.

Zum Schluss ruft Ruth Weiss die Schüler:innen auf sich zu handeln: für Frieden, gegen Rassismus und Diskriminierung von Minderheiten, gegen den Klimawandel.

Wir hoffen, dass wir Ruth Weiss in zwei Jahren als 100-jährige wieder am RWB begrüßen dürfen.

 

(Verfasserin des Texts: Ulrike Müller)