Ende September hat eine kleine Abordnung der Schule an einer Stolpersteinverlegung für Otto Amuel in Ratingen teilgenommen. Dies kam zustande durch eine Einladung des Ratinger Lions Club, der die Schule gerne nachgekommen ist. Anwesend  war ein Verwandter von Otto Amuel, der Bürgermeister der Stadt Ratingen, Mitarbeiter der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf, Mitglieder des Jüdischen Kulturvereins „Schalom“ sowie des Stadtverbands der Gehörlosen Düsseldorf.

Was sind Stolpersteine und welches Ziel verfolgen sie?

Der Künstler Gunter Demnig erinnert an die Opfer der NS-Zeit, indem er vor ihrem letzten selbstgewählten Wohnort Gedenktafeln aus Messing in den Bürgersteig einlässt. Gegen das Vergessen setzt der Künstler in Europa seit fast 30 Jahren Stolpersteine als Erinnerung an die Opfer der Nationalsozialisten. Inzwischen liegen Stolpersteine in 1.265 Kommunen Deutschlands und in 21 Ländern Europas. Aktuell sind es über 75.000 Stück. Es handelt sich somit um das größte dezentrale Mahnmal der Welt!

Die kleinen Messingplatten im Gehweg erinnern an Juden, Sinti und Roma, Homosexuelle, Behinderte sowie politisch und religiös Verfolgte. Aber auch an Kleinkriminelle wie den Lintorfer Amuel, der am 22. Mai 1943 im Konzentrationslager Buchenwald ermordet wurde.

Über zwei Jahre hat die Recherche und die damit verbundene Arbeit des Lions Club Ratingen mit den Stolpersteinen gedauert, unter Mithilfe verschiedener bundesweiter Archive. „Gerade in der heutigen Zeit muss an die nationalsozialistische Schreckenszeit erinnert werden, im Stillen, aber auch in der Öffentlichkeit, wie eben durch das Projekt Stolpersteine, um Zeichen zu setzen und nicht zu vergessen“, sagt Jens Thomas vom Lions Club Ratingen.

Wer war Otto Amuel?

Geboren wurde Otto Amuel 1897 in Lintorf. Von Geburt an war er gehörlos, wie seine drei Brüder. Von 1905 bis 1913 war er in der Taubstummenanstalt Aachen, kehrte dann wieder nach Lintorf zurück und lebte dort bei seinen Eltern Karl Amuel (gestorben 1936) und Elisabeth Amuel (geborene Deppermann).

Otto Amuel lernte Schuhmacher. In der NS-Zeit galt er als angeblich „gefährlicher Gewohnheitsverbrecher“, mehrfach verurteilt zu Freiheitsstrafen wegen Bagatelldelikten (Ladendiebstahl) oder Bettelns. In den Gerichtsakten heißt es über Amuel: „Die Akten geben ein klares Bild der Persönlichkeit des Angeklagten. Die lassen insbesondere mit Deutlichkeit erkennen, dass er Freude am Müßiggang und Herumvagabundieren hat. Vom Rheinland bis Schlesien, von der Nordseeküste bis nach Bayern hat er Deutschland durchstreift und überall durch Diebstähle sein Dasein gefristet.“

1938 kam er ins Zuchthaus Waldheim und dann 1941 in die Sicherungsanstalt Gräfentonna. Am 8. Mai 1943 wurde er in das KZ Buchenwald verlegt, wo er 14 Tage später verstarb. Offizielle Todesursache war eine Grippe.

 

(Verfasser des Originaltexts: Matthias Haack)